HALLO UND AUF WIEDERSEHEN

Frauen in Grenzgängen des Lebens
_halloundaufwiedersehen_

Masterarbeit an der HS Düsseldorf
Projektbetreuung: Prof. Mareike Foecking & Prof. Holger Jacobs
Hardcover mit Prägung, 220x265mm, 315 Seiten

Wir können über den Tod nur als etwas sprechen, das wir beobachten. Geboren wurden wir alle, erinnern können wir uns daran nicht. So bleiben der Anfang und das Ende, die Übergänge in das Leben und aus ihm heraus, im Unbewussten. Sie erscheinen wie zwei willkürliche Punkte, Grenzpfeiler, die unsere Existenz ausmachen. Die Gedanken kreisen um unsere Vergangenheit und Zukunft – doch der Umfang dieser Zeitspanne, in der wir unser Leben gestalten, liegt nicht in unserer Macht. Was wir beeinflussen können, ist unsere Einstellung zum Gebären und Sterben.

Eine feministische Arbeit über den weiblichen Blick auf das Leben: Von Anfang bis Ende in Selbstbestimmung. Über zwei Jahre wurden neun mutige Frauen begleitet, die geboren haben oder durch eine Krankheit mit ihrem Tod konfrontiert sind. Die Frauen bereiten sich bewusst auf ihre Prozesse vor und beschäftigen sich intensiv damit, wie sie ihre Grenzgänge beschreiten wollen. Entstanden ist ein Buch, das sich den Themen Geburt und Tod widmet. In Fotografie und Text erzählen einfühlsame Porträts einen zugewandten Umgang mit den Grenzgängen unseres Lebens: selbstbestimmt, fürsorglich, menschlich.

Während des Entstehungsprozesses habe ich eine Ausbildung als Doula (Geburtsbegleiterin) und einen Qualifizierungskurs als ehrenamtliche Sterbebegleiterin absolviert, um mich intensiv mit den Themen Geburt und Tod auseinanderzusetzen und verantwortungsvoll mit den sensiblen Begegnungen umgehen zu können.

Christine
06.12.1966 – 20.11.2021

Wer Christine zum ersten Mal begegnet, kann schnell eingeschüchtert sein. Ihre Art ist forsch und unverhohlen, ihre Perspektive wird schonungslos direkt ausgesprochen. Sie ist ehrlich zu sich selbst und ihrem Gegenüber, und genau das erwartet sie auch im Umgang mit ihr. Fast fühlt es sich an wie eine kleine Prüfung: die kompromisslose und ungeschönte Konfrontation mit ihrem Sein. Zu oft wurde sie schon verletzt, zu lang hat sie versucht sich anzupassen, um dazuzugehören. Jetzt hat sie entschieden: Wer mich nicht verdient, bekommt nicht meine Lebenszeit geschenkt.“ Umso wertschätzender und herzlicher werden die empfangen, die sich davon nicht verschrecken lassen.

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Melanie und Emmi
02.10.2021

Die Geburt von Melanies erstem Kind war im Geburtshaus geplant, letztendlich wurde es ein Kaiserschnitt. Tom ist jetzt zwei Jahre alt, ein blonder Junge mit schelmischem Lachen. Er freut sich auf die Geburt seiner Schwester, die in Begleitung von einem Hebammenteam zu Hause stattfinden soll.

Sich während der Schwangerschaft und unter der Geburt fotografisch begleiten zu lassen, ist für Melanie eine große Überwindung. Doch sie will ihre sich selbst gesetzten Grenzen überschreiten, möchte sich nicht mehr von ihrer Unsicherheit ausbremsen lassen. Melanie sieht das Projekt als Chance, sich selbst zu konfrontieren: „Ich empfinde die Scham als Frauenthema, das von Generation zu Generation weitergetragen wird. Für mich sind Sexualität und Nacktheit sehr schambehaftet und davon möchte ich mich befreien. Um meine Ängste nicht an meine Tochter weiterzugeben, will ich sie jetzt für mich lösen. Ich sehne mich nach Freiheit, in jeglicher Hinsicht. Man tendiert schnell dazu, das Umfeld und das Außen für eine gefühlte Unfreiheit verantwortlich zu machen. Doch für mich ist es wichtig, die Freiheit in mir zu finden. Ich fühle mich durch meine Scham unfrei.“

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