DÍA DE MUERTOS

In Oaxaca schauen wir in geschminkte Gesichter, hören Blaskapellen und beobachten tanzende Menschen. Die Häuser sind dekoriert, Girlanden zieren die Straßen. In jedem Haus, Café und Geschäft stehen Ofrendas, Gabentische für Verstorbene. Zwischen Cempasúchil – Ringelblumen – , Totenköpfen aus Zucker und „Pan de Muertos“ – süßes, rundes Brot – stehen gerahmte Fotos von verstorbenen Geliebten. Dazu stellen die Angehörigen auf jeden Altar die liebsten Speisen, Getränke und andere persönliche Gegenstände. Denn am Tag der Toten kommen die Geister der Verstorbenen zu Besuch: Aber nur, wenn ein Bild von ihnen aufgestellt wird. Um ihnen eine Freude zu machen, werden ihre liebsten Dinge bereitgestellt. Was auf keinen Fall fehlen darf, ist der aus Algarven hergestellte Schnaps Mezcal. Selbst wenn die verstorbene Person selbst kein Schnaps getrunken hat, wird er sicherheitshalber auf den Altar gestellt. Vielleicht bringt die Seele des Toten Freunde mit – und dann wäre es fatal, wenn es keinen Schnaps gäbe.

Der Friedhof ist bunt erleuchtet mit zahlreichen Kerzen, die Gräber gleichen einem Blumenmeer. Menschen sitzen beisammen an den Gräbern ihrer Verwandten. Sie hören Musik und erzählen sich Geschichten, genießen den Abend beisammen in Erinnerung und Freude. An manchen Gräbern geht es wild zu: Musiker bieten ihre Dienste an, es wird getanzt, gesungen und getrunken. Über dem Friedhof liegt eine friedliche, fröhliche, versöhnliche Stimmung. Dieser Umgang mit dem Tod wirkt beruhigend: Es ist eine schöne Vorstellung, dass einmal im Jahr die Liebsten zusammen kommen und ohne Trauer erinnern. Im Glauben sind die Geister der Toten an diesen Tagen bei ihnen, ein kleines Wiedersehen, ein kleiner Gruß, kein Vergessen.

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