Mimi, 29
Zwei Wochen vor der Geburt und zehn Tage danach
Bei der Geburt meines ersten Kindes war ich im Krankenhaus, aber ich fühlte mich fremd bestimmt und es wurden viele Dinge gemacht, die ich im Nachhinein als überfüssig empfinde. Beispielsweise bekam ich eine PDA und wurde aufgeschnitten, was ich so nicht nochmal erleben möchte. Deshalb wollte ich bei meiner jetzigen Schwangerschaft eine Hausgeburt. Anfangs war ich auf der Suche nach einer Hebamme, was sich als sehr kompliziert heraus stellte. Denn ich möchte nicht irgendwen dabei haben – Es hätte jemand sein müssen, bei dem ich mich wohl und verstanden fühle. So jemanden habe ich für meinen errechneten Termin nicht gefunden. Deshalb entschloss ich mich dazu, das Kind zusammen mit meinem Freund allein zu Hause zu bekommen. Eine Geburt ist etwas ganz natürliches und ich habe bereits ein Kind geboren. Es gibt Facebook und WhatsApp Gruppen, in der sich Frauen, die Alleingeburten planen, und Hebammen, die diesen Plan unter passenden Umständen unterstützen, austauschen und helfen.
Unser Sohn war acht Tage überfällig. Aber seine Werte waren weiterhin gut, weshalb ich darauf vertraute, dass er kommt, wenn er bereit ist. Wir hatten mit meiner Mutter vereinbart, dass sie während meiner Hausgeburt meine Tochter zu sich nimmt. Doch als mich meine Mutter schließlich in den Wehen sah, scheint ihr das zu viel gewesen zu sein. Sie wusste, dass ich mein Kind allein zu Hause auf die Welt bringen möchte. Trotzdem rief sie den Krankenwagen und die Feuerwehr, weshalb plötzlich fremde Männer in meiner Wohnung standen, um mich mitzunehmen. Ich fühlte mich überrumpelt und wollte nicht ins Krankenhaus, mir ging es gut. Die Sanitäter waren aber nur bereit zu fahren, wenn eine Hebamme die Verantwortung für die Geburt übernimmt. Also telefonierte ich noch in den Wehen herum und eine Freundin vermittelte mir schließlich eine Hebamme, die Hausgeburten unterstützt und den Sanitätern telefonisch versicherte, dass sie zu mir kommen würde. Sie ist eine tolle Frau und machte nichts, was ich nicht wollte. Die meiste Zeit saß sie mit meinem Freund auf der Terrasse, während ich drinnen im Planschbecken auf dem Boden in der Küche meine Ruhe hatte. So konnte ich für mich und mein Baby sein und die Geburt langsam und natürlich passieren lassen. Am Abend war unser Sohn dann da, und er ist ein Riese. 61cm groß und 4400g schwer. Trotzdem hatte ich kaum Verletzungen, alles war gut.
Trotz des zwischenzeitlichen Eingriffs bin ich sehr zufrieden mit der Geburt und unheimlich froh, dass ich nicht ins Krankenhaus musste. Die ersten Tage waren wir nur für uns und lagen nackt im Bett. Mein Bauch hat sich bereits ein wenig zurück gebildet, und um den Rest mache ich mir auch keine Sorgen. Ich bin stolz auf meine Dehnungsstreifen und gehe gerne im Bikini ins Schwimmbad, denn damit zeige ich: ich bin Mutter, ich habe ein Kind bekommen.